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21 Oktober 2018

Der Konstanzer Markus Brandes ist einer der erfolgreichsten Autogramm-Händler der Welt

Posted in Brandes Autograph News, In den Medien

von Ingo Feiertag

Wir werfen einen Blick in seine Schatzkammer

Bud Spencer. Bob Marley. Mutter Teresa. Michael Jackson. Dalai Lama. Von ihnen allen besitzt Markus Brandes Unterschríften oder Handschriften. Und hat daraus ein Geschäft mit zehn Mitarbeitern gemacht. Wir haben den Profi-Sammler in seinem privaten Museum besucht und zeigen einige seiner größten Schätze.

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Mit jedem Schritt geht es weiter in die Vergangenheit: die Treppe hinab auf einer Zeitreise in den kühlen Keller eines Einfamilienhauses im schweizerischen Kesswil.
Auf einem signierten Bild das ansteckende Lachen von Bud Spencer.
Daneben die Unterschrift des breit grinsenden Bob Marley.
Dann ein Plattencover des King of Pop, Michael Jackson.
Aus ihren Rahmen sagen die Weltstars des 20. Jahrhunderts: Willkommen im privaten Museum des Konstanzer Autogramm- und Autographenhändlers Markus Brandes.

Am Anfang standen Autogramme von Fußballern
Der 41-Jährige fängt wie so viele Jungs in seinem Alter mit Fußballern an. Ende der 1980er-Jahre schreibt er die ersten Vereine an und freut sich wie ein Schneekönig auf den Briefträger, der ihm die neuesten, in Katalogen bestellten Schätze nach Hause ins Konstanzer Paradies bringt.

„Zum Teil musste ich fünf Jahre auf eine Antwort warten“, erinnert er sich schmunzelnd an die Zeit, als sein ganzes Taschengeld für Unterschriften draufgeht. Sie ermöglichen ihm aber auf der anderen Seite auch gewisse Investitionen. „Mit 17, 18 Jahren bekam ich mein erstes Autograph von Albert Einstein im vierstelligen Bereich. Darauf habe ich sehr lange gespart“, sagt er.

Ein handgeschriebenes Gebetsblatt von Mutter Teresa markiert die Wende
Eine Art Erweckungserlebnis ist ein ganz anderer Antwortbrief. „Als ich 14 war, habe ich Mutter Teresa Geld gespendet. Aus Indien kam ein wunderschönes Gebetsblatt zurück, original geschrieben“, sagt Brandes mit heute noch leuchtenden Augen. „Ich fand es großartig, von einer Friedensnobelpreisträgerin etwas Persönliches zu besitzen. Ihre Unterschrift.“

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Autogramm- und Autographensammler Markus Brandes mit einem Brief von Mutter Teresa | Bild: Feiertag, Ingo


Spätestens da weiß er: Das Sammeln ist meine große Leidenschaft.

Nach dem Abitur folgt eine Ausbildung als Fachinformatiker, ehe er mit Anfang 20 quasi alles auf eine Autogramm-Karte setzt und das Hobby zum Beruf macht. Sein Glück ist, dass dies in einer Zeit geschieht, als das Internet in den Kinderschuhen steckt und Smartphones als Hirngespinst einiger Utopisten gelten. Brandes aber weiß die Welle der technischen Neuerungen zu reiten.

„Ich war schon immer ein Computerfreak. Ich war der Erste, der Autogramme im Internet angeboten hat.“

Der technische Fortschritt ist auch 20 Jahre später noch immer auf seiner Seite. „Die Handschrift stirbt aus, weil jeder nur noch per E-Mail und Computer kommuniziert“, weiß der Sammler vom Bodensee, „dabei gibt es nichts Persönlicheres, als wenn sich jemand mit der eigenen Handschrift verewigt.“

So verkauft er Emotionen, erfüllt Träume durch die „Antiquitäten der Zukunft“, wie Brandes, der sich längst nicht mehr mit schnell dahingekritzelten Namen zufriedengibt, es nennt.

Er wird vom Autogramme- zum Geschichtensammler

Im Internet oder in Auktionshäusern ersteigert er weltweit die gefragtesten Autographen. Das sind persönliche Schriften wie Briefe. Dokumente, bei denen es sehr stark auf den Inhalt ankommt. „Autogramme verkaufe ich eigentlich nur noch, um das andere gegenzufinanzieren“, sagt Brandes, der 10.000 Unterschriften im Angebot hat und 100 Mails sowie zehn Bestellungen am Tag bearbeitet.

Eine Schatzkammer der jüngeren Geschichte

Zwischen alten Koffern stehen in seinem Kellerbüro signierte Handschuhe der Box-Legende Muhammad Ali.
Der Tisch besteht aus einer Glasplatte auf einer unterschriebenen Felge des Formel-1-Heroen Michael Schumacher.
Oder diese Fotos von Brandes mit Schauspielern aus Hollywood-Meilensteinen wie James Bond oder Star Wars:

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Markus Brandes mit Kenny Baker. Der kleinwüchsige Schauspieler steckte für die frühen Star-Wars-Filme im Kostüm des Roboters R2-D2. | Bild: privat

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Markus Brandes mit Richard Kiel – er spielte in mehreren James-Bond-Filmen den fiesen "Beißer". | Bild: privat

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Markus Brandes mit David Prowse, der in den Star-Wars-Filmen den Bösewicht Darth Vader hinter der schwarzen Maske verkörperte. | Bild: privat


Hier unten werden Jungenträume älter gewordener Kindsköpfe wahr, finden sich Schätze, die sich längst nicht mehr mit Taschengeld finanzieren lassen, sondern den Wert von Kleinwagen haben.

Al Capone hat fast nie etwas unterschrieben – Brandes hat trotzdem ein Autogramm von ihm

Besonders stolz ist Brandes auf ein gerahmtes Bild inklusive Autogramm von Al Capone. „Er wurde über 20 Jahre nicht verhaftet, weil er keine Quittung unterschrieben hat“, sagt Brandes. Auch Fotos des berühmt-berüchtigten Verbrechers seien äußerst selten. Der Konstanzer Sammler hat sein Stück im Internet ersteigert: eine handschriftliche Aspirin-Bestellung bei einer Krankenschwester nebst einem Foto aus Miami, wo der Gangster unter falschem Namen lebte.

Was kostet so ein Unikat? Markus Brandes grinst: „Das ist nahezu unbezahlbar.“

Auch Buzz Aldrin, der erste Mann auf dem Mond, ist Teil der Sammlung

Ein weiteres Highlight ist ein Foto von Buzz Aldrin, des zweiten Menschen auf dem Mond. „Ich habe mich sehr stark für ihn eingesetzt, weil sein Autogramm oft gefälscht wurde“, sagt der Konstanzer. Bedankt hat sich der Amerikaner („Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer Sprung für die Menschheit!“) mit einem signierten Foto von der ersten Mondlandung. Darauf stehen folgende Worte in Englisch: „Ein kleiner Schritt gegen Autogrammfälschung, aber ein großer Schritt für Sammler.“

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Dem Astronauten Buzz Aldrin half Markus Brandes im Kampf gegen Autogrammfälschung und bekam im Gegenzug dieses gewidmete Foto: "Ein kleiner Schritt gegen Autogrammfälscherei, ein großer Schritt für Sammler!" | Bild: privat

Brandes ist der einzige offizielle Autogramm-Gutachter in Deutschland

Markus Brandes ist nicht nur Sammler und Händler, sondern auch der einzige anerkannte Gutachter in Deutschland, der bei Fällen von Autogrammfälschungen vor Gericht zugelassen ist. „Ich kann sagen, welcher der Beatles für einen anderen mitsigniert hat“, erklärt er, „ein Viererset der Beatles könnte ich anhand von minimalen Abweichungen der Unterschriften oder gewissen Charakteristika den Zeitpunkt der Signierung bis auf ein halbes Jahr schätzen.“

Zehn Promi-Jäger organisieren Autogramme für ihn

Authentizität ist in seiner Welt das höchste Gut. Deshalb müssen die zehn freiberuflichen Autogrammjäger, die ihn mit Material füttern, jede Unterschrift mit Provenienz, einem Foto oder Video belegen.

„Sie arbeiten mit Portiers, Bodyguards, Köchen, Flughafenmitarbeitern oder Fahrern zusammen und wissen meist besser als der Star selbst, wann er wo sein wird.“

Brandes zertifiziert und verkauft die Autogramme. Der Erlös wird mit seinen Jägern geteilt. „Ich bin zwar kein reicher Mann, aber ich bin glücklich, weil ich die Gehälter bezahlen kann“, sagt Brandes, für den ein voll angestellter Historiker die Dokumente übersetzt und einordnet. „Vielmehr bin ich reich, weil ich liebe, was ich tue.“

Ein Besuch bei Bud Spencer

Von seinen Besuchen beim Schauspieler Bud Spencer in der italienischen Hauptstadt erzählt Markus Brandes besonders gerne: „Bud Spencer hatte ein Büro in Rom, in dem er ein bis zweimal die Woche war. Man musste wissen, wo die Rezeption war, in die man nur durch die Tiefgarage gelangte. Dort saß eine Sekretärin, die für ein Geschenk, wie einen Blumenstrauß, den Fans eine halbe Stunde bei ihrem Idol eingeräumt hat. Bud Spencer war ein großer Wasserballfan. Wenn man das passende Präsent für ihn hatte, etwa eine Wasserballmütze, dann waren alle Schranken eingerissen. Er war super freundlich und nett und hat sich immer gefreut, wenn Fans gekommen sind. Mit ihnen hat er dann Fotos gemacht, Autogramme gegeben, ihnen DVDs geschenkt und signiert.“

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Hier gibt Bud Spencer sein Autogramm für Markus Brandes. | Bild: privat 

In seiner privaten Sammlung: Albert Schweitzer, Nelson Mandela, der Dalai Lama

Markus Brandes verdient längst mit den von ihm geliebten Schätzen seinen Lebensunterhalt, die Sammelleidenschaft hat ihn all die Jahre aber auch privat nicht losgelassen. 1000 Autogramme umfasst seine eigene Kollektion, darunter 300 bis 400 Stücke von Albert Schweitzer, der wie Nelson Mandela und der Dalai Lama zu den Persönlichkeiten gehört, die der 41-Jährige am meisten bewundert.

„Sie stehen alle für den Frieden und haben die Menschheit verändert. Albert Schweitzer ist wie ich viel gereist. Ich fand es spannend, dass er sein ganzes Leben lang geholfen hat und keinen Unterschied kannte zwischen Mensch und Tier, schwarz und weiß.“

Als Brandes erstmals eine Unterschrift des berühmten Mediziners bekommt, weiß der Konstanzer nur, dass dieser den Friedensnobelpreis gewonnen hat und Arzt in Afrika war. „Seine Briefe haben mich aber neugierig gemacht auf mehr“, sagt Brandes, dessen Sammeltrieb geweckt war.

Inzwischen gehören ihm 200 Briefe und 120 signierte Fotos, zudem hilft er mit bis dahin unbekannten Dokumenten, die Schweitzer-Geschichte umzuschreiben.

Vielleicht das berühmteste Foto aller Zeiten – mit Signatur

Das Bild eines schreienden, nackten Mädchens nach einem Napalm-Angriff im Vietnam-Krieg gilt als eines der bekanntesten Fotografien aller Zeiten. Den Namen dahinter, Phan Thi Kim Phuc, kennen nicht so viele Menschen. Brandes nahm Kontakt zu ihr auf:

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Der Konstanzer Autogramm- und Autographensammler Markus Brandes sah das Vietnamkriegopfer Phan Thi Kim Phuc bei Markus Lanz und spendete Geld für deren Stiftung, wenn sie für ihn 100 Exemplare ihres weltbekannten Bildes signierte. Zehn davon versteigerte Brandes für den guten Zweck. So kamen für die Stiftung, das Konstanzer Cafe Mondial und Seawatch insgesamt 4000 Euro für Flüchtlinge zusammen. Der Text auf dem Bild lautet übersetzt: "Lieber Markus Brandes, danke für die Unterstützung für unsere Organisation und den Weltfrieden." | Bild: privat

Als nächstes will Brandes nach China expandieren

Die Zukunft sieht Markus Brandes im Fernen Osten. „China hat eine große Tradition in Kalligraphie und ein Riesenpotenzial. Da möchte ich rein“, sagt er. Die potenzielle Kundschaft dort sei sehr jung und dennoch an Geschichte interessiert. „Die Jugend hört klassische Musik und kann sich über Heidegger und Schopenhauer unterhalten“, erklärt der 41-Jährige, dessen chinesische Website kurzzeitig gesperrt war, weil er auch dort Stücke des Dalai Lama angeboten hat.

Nostalgie treibt seine Kunden zu ihm

In der europäischen Gegenwart verdient er sein Geld aber dank einer anderen Zielgruppe. „Der Großteil meiner Kunden ist Mitte 40 aufwärts, und es sind zu 80 Prozent Männer“, sagt Brandes, der die Gründe erklärt:

„Man kommt irgendwann in eine nostalgische Zeit. Der Eine hat seine Frau bei einem Beatles-Konzert kennen gelernt, ein Anderer ist Physiker und hat sein ganzes Leben über Marie Curie geforscht. Jetzt will und kann er sich ein Originaldokument leisten. Der Dritte hat mit seinem Vater die Mondlandung gesehen und will nun diesen kleinen Moment aus der Vergangenheit wieder aufleben lassen.“

Drei Gruppen von Kunden: Fans, Sammler, Investoren

Drei verschiedene Hauptarten von Kunden hat der Konstanzer: „Fans, die etwas cool finden; dann Sammler, die beispielsweise unbedingt alle Formel-1-Weltmeister oder Nobelpreisträger vereinen wollen; und Investoren.“

Dabei ist nicht nur ein seltener Schnappschuss oder ein großer Name wichtig, sondern auch der richtige Zeitpunkt. „Wenn mich jemand fragen würde, wie er 5000 Euro anlegen sollte, dann würde ich zu zeitlosen Größen wie Muhammad Ali oder dem Entdecker der DNA raten. Teilnehmer am Dschungelcamp oder DSDS sind nach zwei Monaten vergessen“, sagt Markus Brandes, der ganz gezielt Jubiläen im Blick hat.

„Wenn ein Thema in den Medien ist, sollte man seine Stücke veräußern, falls man Geld verdienen will. Wie etwa bei 30 Jahre Mauerfall im kommenden Jahr.“ Allein am Tag nach dem Tod von Michael Jackson bekommt der Konstanzer 50 Anrufe mit Autogrammwünschen.

Seine Karriere begann auf einem Konstanzer Schulhof. Heute ist Markus Brandes im Mittelpunkt der Welt der Autogramm- und Autographensammler angekommen.

online:
https://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Der-Konstanzer-Markus-Brandes-ist-einer-der-erfolgreichsten-Autogramm-Haendler-der-Welt-Wir-werfen-einen-Blick-in-seine-Schatzkammer;art372448

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